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Dezentraler BDA – Tag 2021

5. August 2021

Rainer Gollmer
Rainer Gollmer
Modellprojekt Haus der Statistik

In Berlin beim „Modellprojekt Haus der Statistik“
Ein Rückblick von Wolfgang Thaeter

Nach dem bundesweit gemeinsamen digitalen Auftaktprogramm, das live aus dem DAZ übertragen wurde, hatten die Berliner Teilnehmer die perfekte „Schnittstelle“ zur realen Welt. Das „Modellprojekt Haus der Statistik“ steht nahezu prototypisch für das Motto des BDA-Tages 2021: „Kreatives Unterlassen. Bauen nach dem Wachstum“ und das BDA-Positionspapier “Das Haus der Erde“.

Nach der Begrüßung durch die Vorsitzende des BDA Berlin, Julia Dahlhaus, erfolgte eine Einführung in das Thema des Tages durch Thomas Willemeit mit einer kompakten Vorstellung und informativen Betrachtung der Postulate des Positionspapiers „Das Haus der Erde“. Dies war vor allem deshalb spannend, weil z.B. die geforderte „Achtung vor dem Bestand“ und das „Weiterbauen des Bestehenden und nicht dessen leichtfertiger Abriss“ am Veranstaltungsort bereits umgesetzt werden.  Diese Forderungen sind – unter anderen -wesentlicher Ansatz und Grundlage beim „Modellprojekt Haus der Statistik“. Das Projekt stellt ein „Gegenmodell zu einer rein marktorientierten Entwicklung der Stadt“ dar und entstand aus einer Initiative von engagierten Akteuren aus Kunst, Architektur, Kulturschaffenden und Politik. Sie verhinderten 2015 den Verkauf an Investoren und den Abriss des Areals. Durch ihr Engagement entstand direkt am Alexanderplatz der „Alle (s)ander(s)platz“, an dem durch „Respekt vor dem Bestand und (durch) ein offenes, gleichberechtigtes Miteinander von Öffentlicher Hand, Nutzer*innen und Stadtgesellschaft die Basis für ein Quartier entstehen soll, welches im Sinne der Nachhaltigkeit wie auch des Zusammenlebens in der Stadt zukunftsweisend ist.“ Aus der Initiative entwickelte sich schließlich eine Kooperationsgemeinschaft aus 5 Partner:innen – die Koop 5:
Im Verlauf des Nachmittages stellten die Vertreter:innen der Koop 5: das Modellprojekt aus ihrer Sicht vor.
Herr Machleidt von der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung berichtete aus der Perspektive der Verwaltung (auch des Bezirksamtes Mitte) sowie zur Planungsgeschichte des Areals und dem Stand der Planungen.

Rainer Gollmer
Rainer Gollmer

Für die Zivilgesellschaft und die Initiativen „Haus der Statistik“ und „ZUsammenKunft Berlin“ stellten Frauke Gerstenberg, Andrea Hofmann, Dariya Kryshen und Nina Peters die Projektidee, die Entwicklung der Werkstattverfahren und die derzeitigen Zwischennutzungen durch die „Pioniere“ vor.
Angela Deppe von der Berliner Immobilienmanagement GmbH erläuterte die Belange der BIM als Eigentümervertreterin der landeseigenen Unternehmen (BIM und WBM) sowie als öffentlicher Bauherr und zukünftiger Bewirtschafter der Flächen.
Abgerundet wurde die Projektdarstellung schließlich durch Verena Schmidt vom Planungsbüro Teleinternetcafe/Treibhaus, das als Sieger aus dem Werkstattverfahren für das städtebauliche Konzept hervorgegangen ist. Sie stellte das abgestimmte Konzept vor, das Grundlage der weiteren Entwicklung des Areals sein wird.

Die gezeigten Diagramme zur Verfahrensstruktur des Planungs- und Abstimmungsprozesses hatten zum Teil den Charakter von abstrakten Notationen moderner Musik und gaben damit den Teilnehmern einen Eindruck von der Komplexität der Prozesse, die die sehr unterschiedlichen Kooperationspartner hier gemeinsam meistern. Aber es wurde auch deutlich, dass dieses konstruktive Miteinander zu einer gegenseitigen Befruchtung und einer Bereicherung der Prozesse führt, die sich insgesamt in einem ‚Mehrwert‘ in den Ergebnissen widerspiegelt.

Nach dem umfassenden Überblick über die Entwicklung des Projektes und den Stand der Planungen erfolgte schließlich die Besichtigung des Geländes, bei der eine überraschende Vielfalt und Dichte von Nutzungen, durch die so genannten „Pioniere“ entdeckt werden konnte. Besucher, die die unmittelbare Nachwendezeit in Ostberlin erlebt hatten, konnten sich an die Lebendigkeit und Aufbruchsstimmung, die an vielen Orten zu dieser Zeit herrschte, erinnert fühlen.

Zum Abschluss des intensiven und äußerst informativen Programms gab es noch die Chance eines „Perspektivwechsels“: In unmittelbarer Nachbarschaft wurde das ehemalige Pressehaus des „Berliner Verlages“ durch die Kollegen von gmp denkmalgerecht instandgesetzt und um einen Neubau erweitert. Sie ermöglichten eine Besichtigung und den Besuch der Dachterrasse über dem 17.OG. Von dort ist ein wundervoller Blick aus der Vogelschau auf das „Modellprojekt Haus der Statistik“ und die Berliner Stadtsilhouette möglich. Bei Sonnenschein und passendem „Sundowner“ fand der BDA-Tag einen strahlenden Abschluss.

Rainer Gollmer
Rainer Gollmer
Ehemaliges Pressehaus des Berliner Verlages, gmp Architekten

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