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Nachwuchsförderpreise des BDA Berlin verliehen

12. Dezember 2023

Rainer Gollmer
Rainer Gollmer
Die Preisträger*innen mit den Stifter:innen der Preise und der BDA Vorsitzenden Julia Dahlhaus bei der Preisverleihung in Hans Schaefers Silberturm der Deutschen Rentenversicherung Bund.

Innovation und gesellschaftlicher Mehrwert
On the top und tief im Bauch des frisch erneuerten Silberturms der Deutschen Rentenversicherung feierte der BDA Berlin am 23. November 2023 die Verleihung seiner drei Nachwuchsförderpreise, die jungen Architekt:innen mehr öffentliche Aufmerksamkeit verschaffen wollen. Im Gegensatz zu den Architekt:innen der Nachkriegszeit wie Hans Schaefers, dem Schöpfer des Silberturms und Stifter des gleichnamigen Preises haben es heute junge Architekt:innen ungleich schwerer Beachtung und Zugang zu Wettbewerben zu erhalten.

Diesen Missstand machte einmal mehr Hans-Joachim Paap als stellvertretender Vorsitzender des BDA Berlin in seiner eindrucksvollen Eröffnungsrede bewusst, der u.a. „wild cards“ für junge Architekt:innen einforderte, um ihnen wieder eine Teilnahme an Wettbewerben zu ermöglichen. Und auch die folgenden Redner des Abends beleuchteten unter der engagierten Moderation der Podcast- und Audioproduzentin Kerstin Kuhnekath recht kritisch den aktuellen Zustand unserer Baukultur, die sich in falsche Richtungen zu entwickeln drohe. Der Architekturpublizist Jürgen Tietz mahnte so die Architekt:innen zu mehr Bewusstsein über die Geschichte der Architektur und ihrer Orte an. Architekturkritik drohe zu verschwinden, wenn sie gerade unter Architekt:innen immer seltener Leser und Käufer fände. Bernd Tibes, der Stifter des gleichnamigen Stipendiums, beklagte mehr die Folgen der Bologna-Reformen, die dazu geführt hätten die Studienzeit extrem zu verkürzen. Sich wieder mehr umzuschauen und Umwege zu riskieren sei keinesfalls eine Zeitverschwendung, sondern würde uns alle bereichern, da nicht selten Nebenwege neue Entwicklungen eröffnen könnten.

Eingestreut zwischen den verschiedenen Reden wurden ausführlich die Preisträger der Nachwuchsförderpreise präsentiert, die weit gefächert und mit unterschiedlichen inhaltlichen Profilen die vielfältigen Potenziale der jungen Generation bewusst machten. Von Forschungsstipendien über die Theorie bishin zur Baupraxis spannen sich die Profile der drei Preise, von denen der Hans Schaefers Preis der älteste ist – dieses Jahr erstmals in Kooperation mit der Architektenkammer Berlin ausgelobt.

Common Agency
Common Agency
Neues Amt Altona, Common Agency und Felix Dechert Architekten

Mit einem Preis und zwei Anerkennungen stellte er ganz top-aktuell das Thema Umbau und gesellschaftliche Transformationen in den Fokus. Common Agency und Felix Dechert Architekten erhielten so für ihr „Neues Amt Altona“ den Preis aufgrund ihrer sozialen und nachhaltigen Umnutzung eines Behördengebäudes, das erfolgreich zu einem genossenschaftlich kleinteilig organisierten Kreativhaus umprogrammiert wurde.
Ausführliche Informationen zum Preisträger finden Sie hier.

Rainer Gollmer
Rainer Gollmer
Preisträger Hans Schaefers Preis 2023 mit Julia Dahlhaus & Hans-Joachim Paap

Die beiden Anerkennungen gingen an die kaum weniger beeindruckenden Umprogrammierungen vom Atelier Fanelsa für „KURA – Werkstatt, Gerswalde“ als exemplarischen Beitrag zur Stärkung des ländlichen Raums sowie an Franziska Käuferle Architektur für ihr Projekt „A16 Haus“, den gemeinschaftlichen Umbau einer Berliner Gründerzeit-Villa, der bewusst den Altbestand nicht völlig zu überformen suchte, sondern sehr sensibel dessen Fragmente herausarbeitete.

Zara Pfeifer
Zara Pfeifer
KURA – Werkstatt, Gerswalde, Atelier Fanelsa
Franziska Käuferle
Franziska Käuferle
A16 Einfamilienhaus, Franziska Käuferle Architektur

Mit der Daniel Gössler Belobigung werden stets theoretische Architekturarbeiten ausgezeichnet – dieses Mal die Masterarbeit „Die Institutionalisierung der Hospitalität“ von Lukas Großmann sowie die künstlerisch sehr reflektierte Arbeit „Fragmente von Räumen“ von Annekathrin Warter. Großmann arbeitete faszinierend nicht nur fundamentale Aspekte räumlicher Ausgrenzung von Randgruppen in verschiedenen gesellschaftlich-historischen Systemen heraus, sondern entwickelte dazu auch ein zeitgenössisches Gegenmodell. Warters Arbeit mit 17 Beobachtungen, 19 Entwicklungen, 58 Annäherungen sowie 4 Projektionen gelingt es hingegen das Wahrnehmen und Nachdenken von und über Raum mittels Fotografie und Bildern auszuloten und dabei das weite Spektrum des Bildens und Gestaltens bewusst zu machen.

Die vollständige Publikation Die Institutionalisierung der Hospitalität – Lukas Großmann finden Sie hier.
Die Masterarbeit Fragmente von Räumen von Annekathrin Warter ist hier abrufbar.

Rainer Gollmer
Rainer Gollmer
Preisträger Daniel Gössler Belobigung Annekathrin Warter & Lukas Großmann

Das Tibes Stipendium ging dieses Mal überraschend nicht an Architekt:innen, sondern an die Kunsthistorikerin Stefanie Fink und deren laufenden Doktorarbeit zur Ausbildung des modernen Architekten in Deutschland am Beispiel Berlins (1879–1922). Als eine Keimzelle der Moderne will sie die TH Charlottenburg noch vor den Zwanziger Jahren herausarbeiten, an der so illustre Architekten wie Hans Poelzig, Erich Mendelsohn und Bruno Taut studierten. Ihre intensive Recherchen zur Lehre und Lehrern der TH wie auch die spätere Publikation erleichterte nun das Stipendium, das sie bereits in der Corona-Zeit erhielt.

Rainer Gollmer
Rainer Gollmer
Julia Dahlhaus, Dr. Jürgen Tietz, Stefanie Fink & Bernd Tibes

Wozu der Berufsstand der Architekt:innen in einer beeindruckenden Weite mit vielen Facetten fähig sein kann und was Architektur leisten kann, wurde an diesem Abend unmittelbar erfahrbar. Nicht nur durch die Präsentation der Preisträger, sondern auch durch die Ausstellung der vielen Einreichungen zu den Förderpreisen und nicht zuletzt durch die sensible Modernisierung eines beeindruckenden Bestandsgebäudes, das von GMP würdevoll ins 21.Jahrhundert überführt wurde und dessen Räume an diesem Abend dem BDA und seinen Gästen offen standen.
[Text Claus Käpplinger]

Die Ausstellung der Preisträger*innen des Hans Schaefers Preis findet vom 28. November bis 15. Dezember 2023 in der Geschäftsstelle der Architektenkammer Berlin statt.
Alte Jakobstraße 149, 10969 Berlin, Montag bis Freitag von 9 bis 17 Uhr.

Die BDA Galerie zeigt vom 18. Dezember 2023 bis 1. Februar 2024 eine Ausstellung zu den BDA Nachwuchsförderpreisen.

Ein besonderer Dank an

Medienpartner

Kooperationspartner Hans Schaefers Preis

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